Vergessener Ort im Vogelsberg – die Luftmunitionsanstalt Hartmannshain

eingestellt von Christopher Gunkel am 21. November 2018

Vergessener Ort im Vogelsberg – die Luftmunitionsanstalt Hartmannshain

Auf Spurensuche im Oberwald von Grebenhain

Als Förderer der „Museumslandschaft Oberhessen“ stellt Ihnen die Sparkasse Oberhessen immer wieder außergewöhnliche Orte und Museen der Region vor. Diesmal: Die „Luftmunitionsanstalt Hartmannshain“ im Oberwald von Grebenhain. Noch bis Anfang des Jahrtausends war über die sogenannte „Muna“ in der Öffentlichkeit wenig bekannt. Wir haben uns auf Spurensuche begeben.

 

Bombenverladung auf dem Gelände der Muna

Auf den ersten Blick ist der Grebenhainer Ortsteil Oberwald eine ruhige Wohngegend: Wohnhäuser mit gepflegten Gärten, ein Verpackungshersteller und eine Gefäßklinik prägen das Bild. Nichts deutet auf seine Vergangenheit hin, als sich eine Besuchergruppe des Fördervereins MUNA-Museum Grebenhain e.V. in Bewegung setzt. Doch schnell wird klar, die Gebäude waren einst Bestandteil einer geheimen militärischen Einrichtung: der 1936 errichteten Luftmunitionsanstalt Hartmannshain. Hier wurden Bomben und Bordwaffenmunition aus unfertigen Teilen und Zündern für die Luftwaffe zusammengebaut und gelagert. Innerhalb kürzester Zeit aus dem Boden gestampft, war sie eine von insgesamt 370 solcher Anlagen, die im Zuge der Aufrüstung in den 1930er Jahren im Deutschen Reich errichtet wurden. Auf einer Größe von fast 250 Fußballfeldern entstand ein völlig eigenständiges Areal mit Eisenbahnanbindung, befestigten Straßen, eigener Strom- und Wasserversorgung und einer Vielzahl von Gebäuden – von Werkstätten, Packhallen und Verwaltungsgebäuden bis zu den Arbeitshäusern, wo die eigentlichen Munitionsarbeiten stattfanden. „Den größten Teil des Gebiets nahm allerdings das Lagergebiet mit rund 120 oberirdischen Bunkern ein“, erläutert Christian Eigner, Vorsitzender des Fördervereins, vor uns und der Besuchergruppe.

 

Dunkles Kapitel: Zwangsarbeit und verseuchtes Gebiet

Die alte Eisenbahnstrecke: so gebaut, dass der Zug von beiden Seiten beladen werden konnte

Vor den Werkstätten geht Eigner genauer auf die dunkle Vergangenheit des Ortes ein: „Während des Krieges produzierte die Muna so viel Munition, dass alle drei Tage ein vollbeladener Güterzug mit 40 Waggons das Gelände verließ.“ Und dafür war viel Personal nötig. BIs zu 800 Menschen arbeiteten dort, darunter sogenannte Dienstverpflichtete aus der direkten Umgebung und Zwangsarbeiter, hauptsächlich Frauen und Mädchen aus der Ukraine. Vorbei an Resten der ehemaligen Tankstelle und Flakstellung geht es für die Gruppe in den idyllischen Wald hinein. „Das war bis 2013 allerdings noch mit Lebensgefahr verbunden“, warnt der Vorsitzende. Denn: Kurz vor Ende des Krieges wurde ein vollbeladener Zug von amerikanischen Jagdbombern entdeckt und angegriffen. Die Schäden in der Anlage waren so massiv, dass die Munitions-Bunker Ende März 1945 von der Wehrmacht gesprengt wurden. Die Folge: 450 Hektar Waldgebiet wurden mit gefährlichen Munitionsrückständen versucht. „Mittlerweile sind alle Rückstände beseitigt“, wird uns vor einer der Bunkerruinen bestätigt.

 

Neue Bedeutung im Kalten Krieg

Ein ehemaliger NATO-Bunker: Heute ist darin eine Außenstelle des Museums untergebracht

Nach dem Krieg ging das Gelände schnell in eine zivile Nutzung über, so dass der militärische Ursprung nach und nach in Vergessenheit geriet: Industriebetriebe siedelten sich an, ein Berliner Ferienlager wurde betrieben, die heutige Helios-Klinik gegründet und die Bunkerruinen von der Natur zurückerobert. Zu einer erneuten militärischen Nutzung des Geländes kam es während der 1980er Jahre. Die NATO benötigte für den Kriegsfall mit dem Warschauer Pakt strategisch günstig gelegene Versorgungsdepots für Treibstoff und Munition und errichtete unter Führung der US-Armee neue Bunker und Lagerhallen. „Mit Ende des Kalten Krieges wurde das Depot dann überflüssig und geräumt“, berichtet Eigner. Heute befindet sich in einem der leeren Bunker eine Außenstelle des Museums, wo schließlich die Geländeführung ihren Abschluss findet.

 

Wer auch eine Geländeführung machen oder das Muna-Museum in Grebenhain-Bermuthshain besuchen möchte, kann sich an den Förderverein MUNA-Museum Grebenhain e.V. wenden. Alle Infos und Öffnungszeiten unter http://www.muna-grebenhain.de

Übrigens: Sie können eines von drei Exemplaren des Buches „Muna im Wald, wir finden dich bald!“ gewinnen. Einfach Stichwort „Muna“ mit Ihrem Namen und Adresse aufschreiben und in jeder Filiale abgeben, per Post an Sparkasse Oberhessen, Kommunikation, Kaiserstraße 155, 61169 Friedberg oder per E-Mail an kommunikation@sparkasse-oberhessen.de schicken. Einsendeschluss ist der 16.12.2018.

 

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