Erster politischer Test in diesem Jahr bestanden

Der Konjunkturkommentar von Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank

Nimmt man die Umfragen bei den Unternehmen als Maßstab, dann ist es um die deutsche Wirtschaft bestens bestellt. So stieg das ifo-Geschäftsklima im März erneut weiter und spürbar an.Woher nehmen die Unternehmen ihren Optimismus?

 

Seit Monaten leben sie nun im Spannungsfeld einer anziehenden globalen Konjunktur und politischer Unsicherheiten. Letztere scheinen sich derzeit zu verringern. So brachte die Niederlandewahl gleich zwei wichtige Erkenntnisse: Erstens, dass Rechtspopulisten an der Wahlurne besiegt werden können, und zweitens, dass die Meinungsforscher auch richtig liegen können. Beides ist mit Blick auf die Wahl in Frankreich eine gute Nachricht. Dieser erste politische Test in diesem wichtigen Wahljahr wurde aus europäischer Sicht bestanden. Der zweite folgt mit dem Wahlausgang in Frankreich im Mai dieses Jahres. 

 

Vielleicht noch wichtiger ist aus Sicht der deutschen exportabhängigen Unternehmen, dass die Protektionismusdrohungen aus den USA etwas an Schrecken verloren haben: Kann Trump Politik? Das dürften sich die deutschen Unternehmen derzeit fragen. Tatsächlich läuft es nicht gut für Politikprojekte des US-Präsidenten. So wächst die Hoffnung, dass die protektionistische Grenzausgleichssteuer vielleicht doch nicht kommt. Damit können die Unternehmen derzeit so unbeschwert wie seit langem nicht mehr auf der anrollenden globalen Konjunkturwelle reiten. Das erklärt die starke Verbesserung der Stimmung in der überwiegend exportabhängigen deutschen Industrie. Erfreulich ist aber auch, dass in den binnenorientierten Branchen – Einzelhandel und Bauwirtschaft – das ifo-Geschäftsklima wieder angezogen hat. Beide hatten von hohen Niveaus kommend in den letzten Monaten Federn lassen müssen. Etwas verhaltener zeigten sich der Großhandel und die übrigen Dienstleister. Von einer prächtigen Stimmungslage berichten auch die Einkaufsmanagerindizes der Eurozone als Ganzes sowie speziell für Deutschland. In beiden Fällen wurden zuletzt Mehrjahreshöchststände gemeldet. 

 

Kräftige Einkaufsmanagerindizes, ein ifo-Geschäftsklima, das sich nur noch wenig unter seinem Allzeithoch aus dem Jahre 2010 befindet, da muss doch die Konjunktur brummen! Oder? Die entscheidende Botschaft der Unternehmensumfragen ist tatsächlich, dass die Konjunktur anzieht. Allerdings sollte man nicht vom Ausmaß der Stimmungsverbesserung auf das Ausmaß der Konjunkturbelebung schließen. Derzeit überschießen die Umfrageindikatoren zum Teil beträchtlich. Alles in allem zeigt sich die deutsche Konjunktur in hervorragender Verfassung. Das erste Quartal wird ein spürbares Wachstum bringen, das allerdings unterhalb den Versprechungen der Frühindikatoren liegen dürfte.
 

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