Ehrenamtliche im Rampenlicht: Stiftung der Sparkasse Oberhessen vergibt Bürgerpreis Oberhessen
Zwölf Preisträgerinnen und Preisträger aus der Wetterau ausgezeichnet. Insgesamt 9.000 Euro Preisgelder kommen gemeinnützigen Organisationen aus dem Wetteraukreis zu Gute.
Wetterau, im Oktober 2024. Der Bürgerpreis Oberhessen würdigt das vorbildhafte Wirken von Personen, Initiativen und Vereinen, die sich in der Wetterau und dem Vogelsberg engagieren. Zur Verleihung des Bürgerpreises empfingen Landrat Jan Weckler und Roman Kubla, stv. Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Oberhessen, die Preisträgerinnen und Preisträger in der Bad Nauheimer FilmBühne. Zuvor hatte eine Jury insgesamt 21 Preisträger aus 88 Bewerbungen ausgewählt. Zwölf Bürgerpreise werden in der Wetterau vergeben, darunter sechs Hauptpreise: In der Kategorie „Alltagshelden“ werden der Verein Jüdisches Museum Nidda e.V. und der Senioren-Mittagstisch der Stadt Nidda prämiert. In der Nachwuchskategorie „Engagierte unter 30“ gehen die Preise an Lars Hieronymi und gemeinschaftlich die Bad Vilbeler Theodor Kratz, Jakob Pfeiffer, Robin Pfeiffer und Florian Pröfrock. Hans-Jürgen Zeeb aus Bad Nauheim und Frank Uwe Pfuhl aus Niddatal zeichnet die Sparkassen-Stiftung für das Lebenswerk aus. Die Hauptpreise sind mit jeweils 1.000 Euro dotiert, die Anerkennungspreise mit jeweils 500 Euro, die einer vom Preisträger gewählten, gemeinnützigen Organisation zu Gute kommen.
Ein Kino als Symbol für Vielfalt und Engagement
Roman Kubla, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Oberhessen, eröffnete die Preisverleihung in den besonderen Räumlichkeiten der FilmBühne Bad Nauheim: „Dieses Kino steht für Vielfalt, Inspiration und Geschichten, die über den Mainstream hinausgehen – so wie die Menschen, die wir heute auszeichnen“, erklärte er in seiner Begrüßungsrede. Mit diesen Worten schlug er eine Brücke zwischen den besonderen Geschichten auf der Leinwand und den beeindruckenden Lebensgeschichten der Preisträger. Die Menschen wirken oft im Hintergrund, bewirken aber tiefgreifende Veränderungen. Ein besonderer Dank galt den Freunden, Familien und Vereinskolleginnen und -kollegen: Sie sorgten oft dafür, dass das ehrenamtliche Engagement der Preisträgerinnen und Preisträger möglich sei, indem sie Rückhalt geben und mit anpacken, wann immer es nötig ist. „Auch Ihnen gebührt unsere Anerkennung“, betonte Kubla.
Ehrenamt mit Hingabe
Während der Verleihung präsentierten die Gastgeber die Lebenswege und Geschichten der Preisträger, die das Publikum beeindruckten. „Hinter jedem Preisträger steht eine Geschichte von Hingabe und Mitmenschlichkeit“, betonte Landrat Jan Weckler und wies darauf hin, dass sich viele Preisträger bereits seit Jahrzehnten für ihr Anliegen engagieren. Egal ob junge Menschen, die ihre Freizeit für soziale Projekte opfern, oder Senioren, die seit Jahrzehnten im Ehrenamt tätig sind – die Geschichten spiegelten eine enorme Vielfalt an Engagement wider und zeigten, wie wichtig das Ehrenamt für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist.
Der Bürgerpreis in Oberhessen
Seit 15 Jahren wird der Bürgerpreis in Oberhessen verliehen – von 2010 bis 2018 als Regionalwettbewerb des Deutschen Bürgerpreises und seit 2019 als eigenständiger Bürgerpreis Oberhessen. 2024 erreichten die Jury 88 Nominierungen aus der Wetterau und aus dem Vogelsberg. Das Gremium wählte insgesamt 21 Preisträger aus und vergab 15.000 Euro an Preisgeldern. Neun der Preisträger kommen aus dem Vogelsbergkreis. Die Verleihung an die Vogelsberger Preisträger erfolgt am 6. November in Lauterbach. Die Jury des Bürgerpreis Oberhessen besteht aus dem Wetterauer und dem Vogelsberger Landrat, sowie Redaktionsmitgliedern der regionalen Tageszeitungen.
Die Preisträger aus dem Wetteraukreis im Überblick
Kategorie „Alltagsheld“:
Anerkennungspreis für die Tafel Butzbach e.V. und deren Engagement für Hilfe in sozialen Notlagen: Seit Ende 2005 unterstützt der Verein Menschen, die in Not geraten sind oder nichts zu essen haben. Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sammeln Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs, um sie an bedürftige Menschen auszugeben. Derzeit nehmen ca. 530 Personen – darunter 200 Kinder – das Hilfsangebot regelmäßig in Anspruch.
Anerkennungspreis für den Förderverein Russische Kirche/Reinhardskirche Bad Nauheim e.V. Dank des Engagements des Fördervereins wurde ein kulturhistorisches Kleinod vor dem sicheren Verfall gerettet: Die Reinhardskirche, die heute älteste Kirche Bad Nauheims ist, wurde 1732/33 als lutherische Kirche erbaut. Ab 1868 diente sie als katholisches Gotteshaus, ab 1908 stand sie für orthodoxe Kurgäste als russische-orthodoxe Kirche offen. Dieser wandelvolle Weg macht sie zu einem einmaligen ökumenischen Zeugnis. Nach Kriegsende versank sie für lange Zeit ungenutzt in einen Dornröschenschlaf. Engagierte Bad Nauheimer Menschen kümmern sich seit 20 Jahren um die Restaurierung und den Erhalt des Gotteshauses.
Anerkennungspreis für die Nachbarschaftshilfe Bad Nauheim e.V. Die Nachbarschaftshilfe bietet älteren Menschen Unterstützung bei der Überwindung vielfältiger Barrieren, um inklusives Zusammenleben in Bad Nauheim zu gestalten. 60 Betreuungskräfte mit unterschiedlichen Qualifikationen betreuen derzeit schwerpunktmäßig in Bad Nauheim und den Ortsteilen über 280 Seniorinnen und Senioren mit dem Ziel, dass diese möglichst lange und selbstbestimmt in ihrem eigenen Zuhause und damit in der gewohnten Umgebung wohnen bleiben können.
Hauptpreis für den Verein Jüdisches Museum Nidda e.V. Der Verein betreibt das „Zimmermann-Strauss-Museum“: In diesem Museum sind Exponate ehemaliger jüdischer Mitbürger ausgestellt, damit verbunden ist auch ihre Geschichte in Nidda mit Vertreibung und Ermordung während der NS-Zeit. Die engagierten Vereinsmitglieder kümmern sich um die spannenden Exponate, bieten Führungen durch die Ausstellung, helfen Mitbürgern bei der Recherche von Familiengeschichten und renovieren und sanieren das Gebäude. Immer mit dem Ziel, dass die Menschen aus dem Vergangenen lernen können, um Schaden für die Zukunft abzuwenden.
Hauptpreis für den Senioren-Mittagstisch der Stadt Nidda. Unter dem schönen Motto „Gemeinsam, statt einsam“ wurde der Senioren-Mittagstisch vor über 16 Jahren ins Leben gerufen. Eine Gruppe von etwa 25 Frauen und Männer setzt sich gemeinsam ehrenamtlich ein, um den Mittagstisch zu organisieren und zu gestalten. So werden montags bis freitags die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger im „Karl-Dietz-Haus“ von Ehrenamtlichen an liebevoll gedeckten Tischen begrüßt und bedient. Die Stadt Nidda hat das Projekt stets unterstützt und einen „City Bus“ zur Verfügung gestellt. Dieser kostenfreie Fahrdienst holt die Gäste in den einzelnen Stadtteilen und in der Kernstadt ab und bringt sie nach der geselligen Zeit wieder zurück nach Hause.
In der Kategorie „Engagierte unter 30“:
Anerkennungspreis für Tom Störmer aus Friedberg. Von Kindesbeinen an war Tom Störmer Mitglied der Turngemeinde von 1845 Friedberg e.V. und ist seit seiner Jugend eng mit der Handballabteilung verbunden. Schon mit 14 Jahren hat er erste Erfahrungen als Trainer und Betreuer gesammelt. 2024 wurde er in die Jugendvertretung der TG Friedberg gewählt und vertritt die Interessen der Jugend der kompletten Turngemeinde im Vorstand des Vereines. Neben diesen Aktivitäten ist er Feuer und Flamme für die Jugendarbeit in der Kreisstadt. So arbeitet Tom beispielsweise beim Kinderplanet mit, den städtischen Ferienspielangebot in Friedberg, oder engagiert sich im Friedberger „Junity“. Seit 2024 sitzt Tom Störmer außerdem im Jugendrat der Stadt Friedberg.
Hauptpreis für Lars Hieronymi. Seit 2019 verantwortet Lars Hieronymi im Vorstand des Turn- und Sportvereins 1885 Friedberg-Fauerbach e V. die Abteilungen Leichtathletik und Wettkampforganisation. Neben seinem Informatikstudium koordiniert er erfolgreich Trainingspläne, modernisiert die IT-Strukturen und stärkt die digitale Zeitmessung. Dank seines Engagements konnte die Zusammenarbeit der drei Kreise Wetterau, Hochtaunus und Maintaunus bei den Kreismeisterschaften etabliert werden. Durch handwerkliches Geschick hat er zudem die Ausrüstung für Wettkämpfe neu organisiert und optimiert. Sein Einsatz prägt die Vereinsarbeit maßgeblich.
Hauptpreis für Theodor Kratz, Jakob Pfeiffer, Robin Pfeiffer und Florian Pröfrock aus Bad Vilbel. Der Obstbauverein Bad Vilbel e.V. beschrieb die vier Preisträger in der Nominierung als herausragende Mitglieder: Bereits im Grundschulalter traten sie dem Verein bei und engagierten sich intensiv bei Schulungen und Veranstaltungen. 2017 absolvierten sie erfolgreich die Ausbildung zum „Zertifizierten Landschafts-Obstbauer“ am MainÄppel-Haus in Frankfurt. Seitdem leiten sie Obstbaumschnittkurse im Verein und geben ihr Wissen an interessierte Bürgerinnen und Bürger weiter. Neben der Pflege von Streuobstwiesen betreuen sie den Obstbaumschaugarten und kümmern sich um das Vereinsgelände. Ihr Fachwissen bringen sie auch bei der jährlichen Bekämpfung der Apfelgespinnstmotte in Kooperation mit der Stadt Bad Vilbel und dem Demeterbetrieb Dottenfelder Hof ein. Zudem tragen sie zum Erfolg des Festumzugs beim Bad Vilbeler Markt bei, indem sie den Umzugswagen gestalten und aktiv am Umzug teilnehmen.
In der Kategorie „Lebenswerk“
Anerkennungspreis für Monika Weimer aus Wöllstadt. Sie setzt sich seit fast 40 Jahren ehrenamtlich für die Suchtselbsthilfe im Freundeskreis Bad Nauheim e.V. ein. Der Verein, eine Gemeinschaft von ehemaligen Suchtkranken und deren Angehörigen, bietet Menschen in schwierigen Lebenssituationen Unterstützung, um die eigene Abstinenz zu festigen und anderen Betroffenen zu helfen. Monika Weimer ist dem Verein eine tragende Kraft, die in verschiedenen Positionen Verantwortung übernommen hat. Heute ist sie nicht nur Kassiererin, sondern auch die gute Seele des Vereins. Ihre Aufgaben gehen weit über das Übliche hinaus: Neben der Verwaltung der Finanzen sorgt sie für die Beschaffung und Beantragung von Fördergeldern, organisiert Gruppenreisen und Veranstaltungen und kümmert sich um zahlreiche administrative Aufgaben. Gleichzeitig schenkt sie den Mitgliedern persönliche Unterstützung und steht ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Darüber hinaus engagiert sie sich im Vorstand des Landesverbandes der Freundeskreise und setzt sich somit auf überregionaler Ebene für die Suchthilfe ein. Ihr langjähriges Engagement ist ein herausragendes Beispiel für Mitgefühl und uneigennützigen Einsatz.
Anerkennungspreis für Robert Preußer aus Büdingen. Robert Preußer blickt auf über fünf Jahrzehnte politisches Engagement zurück. Als Gründungsmitglied der Jungen Union Düdelsheim (1970) und des CDU-Ortsverbands Düdelsheim (1971) prägte er die lokale Politik entscheidend mit. Er war Vorsitzender der Jungen Union (1971 bis 1973) sowie des CDU-Ortsverbands (1974 bis 1981, 1996 bis 2000) und ist seit 1971 durchgehend im Vorstand aktiv. In Düdelsheim war er von 2001 bis 2006 stellvertretender Ortsvorsteher und anschließend bis 2021 Ortsvorsteher. Auch im Büdinger Stadtparlament und im Wetterauer Kreistag engagierte er sich. Für sein außergewöhnliche Engagement erhielt er den Landesehrenbrief Hessen, das Bundesverdienstkreuz am Bande und die Alfred-Dregger-Medaille in Silber.
Hauptpreis für Frank Uwe Pfuhl aus Niddatal. Frank Uwe Pfuhl hat sich seit über 35 Jahren dem Naturschutz in der Wetterau verschrieben. Als Gründer und Vorsitzender der NABU Umweltwerkstatt Wetterau e.V., die er 1988 ins Leben rief, prägt er maßgeblich die Naturschutzarbeit in der Region. Der Verein bietet ein breites Bildungsprogramm für Kinder und Erwachsene und organisiert jährlich rund 60 Veranstaltungen, darunter Vorträge, Exkursionen und Workshops. Durch Projekte wie das „Bibermobil“ und „Umweltmobil“ hat Frank Uwe Pfuhl das Natur- und Umweltbewusstsein weit über die Region hinaus gestärkt. Seit 2010 bildet er „NABU-Naturführerinnen und -naturführer“ aus, um das Wissen über Flora und Fauna weiterzugeben. Mit seinem unermüdlichen Einsatz hat er Menschen jeden Alters für den Naturschutz begeistert und leistet einen unschätzbaren Beitrag zum Erhalt der Natur in der Wetterau.
Hauptpreis für Hans-Jürgen Zeeb aus Bad Nauheim. Er engagiert sich seit den frühen 1970er Jahren im VfL Bad Nauheim, wo er zunächst als 2. Vorsitzender und Spielausschuss-Vorsitzender tätig war. Ab 1974 widmete er sich dem Frauen- und Mädchenfußball, indem er als Trainer und Abteilungsleiter maßgeblich am Aufbau und der Entwicklung von Mädchenmannschaften von U10 bis U16 beteiligt war. Heute sind rund 150 aktive Spielerinnen Teil dieser Erfolgsgeschichte. Darüber hinaus initiierte er eine „AG Fußball“ an der Stadtschule, um neue Talente für seinen Verein, der mittlerweile „Spielvereinigung 08 Bad Nauheim“ heißt, zu gewinnen und trainierte zwischendurch eine F-Jugendmannschaft. Seit 2021 ist er erster Vorsitzender des Vereins. Neben seinem sportlichen Engagement setzt sich Hans-Jürgen Zeeb auch für soziale Belange ein. Er unterstützt die Aktionen „Demokratie Leben“ und „Kein Platz für Rassismus“ und übernahm zwischen 2010 und 2021 die ehrenamtliche rechtliche Betreuung von Menschen mit Behinderungen. Außerdem arbeitete er im Initiativkreis für die Frauen-WM 2011 und war aktiv in der Flüchtlingsarbeit, insbesondere bei der Betreuung ukrainischer Flüchtlinge im Verein IKI „Interkulturelle Kompetenz Integration e.V.“. 2020 gründete er zudem eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit Polyneuropathie – einer Erkrankung des Nervensystems.
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