Oberhessen kulturell

Oberhessen kulturell

2004 riefen wir gemeinsam die „Kabarettigkeiten“ ins Leben – eine Veranstaltungsreihe, die die „Großen“ ihrer Zunft nach Oberhessen holte, aber auch junge Talente, von den die beiden Initiatoren sich Großes versprachen. Nun, kurz vor ihrem 20. Jahr, fassen die Kleinkunstbühne Fresche Keller und die Sparkasse Oberhessen den Rahmen der gemeinsamen Reihe etwas weiter: sowohl thematisch als auch örtlich. Und so entsteht aus den Kabarettigkeiten von einst „Oberhessen kulturell“.

Eine „Kleinkunstbühne ohne feste Mauern“ ist der Fresche Keller ja bereits seit geraumer Zeit. Ab jetzt „leiht“ er sich in der Zeit, die zu unwirtlich wäre für die Sommerbühne im Alten Dorfladen, die Wände beispielsweise der Landesmusikakademie Hessen in Schlitz, des Parksaals in Bad Salzhausen, der Willi-Zinnkann-Halle in Büdingen oder des Bürgerhauses in Ortenberg. Damit wäre schon einmal ein recht großer Teil Oberhessens abgedeckt. Thematisch möchten der Fresche Keller und die Sparkasse Oberhessen „die ganze Vielfalt der Kleinkunst“ auf diese Bühnen bringen, wie die Programmverantwortliche der Reihe, Dorothée Arden, es formuliert.

Zum Auftakt wird es überaus hessisch: Maddin Schneider wünscht am Donnerstag, 9. November in Schlitz einen „Schöne Sonndaach!“ Das neue Programm des hessischen Comedians ist wie ein sonntägliches Überraschungs-Menue: Es enthält köstliche Comedy-Leckerbissen in verschiedenen Variationen für jeden Geschmack! Maddin serviert Gesprochenes, Gelesenes und Gesungenes. Wie gewohnt zieht Maddin dabei alle mimischen Register, wodurch Standups, Texte aus seinen Büchern oder hessische Swing-Songs eine besondere Würze bekommen. Natürlich ist es sein Hauptanliegen, sein Publikum in Lachekstase zu bringen. Aber auch manch tiefsinnige Botschaft oder Erkenntnis wird in locker-leichtem Hessisch kredenzt.

Auch die nächste Veranstaltung findet in den Räumen der Landesmusikakademie Hessen statt: „Winterhauch“, die sagenumwobene Hochebene im Odenwald, gibt den Titel für das Winterprogramm des Gitarrenduos Café del Mundo. Die Ausnahmemusiker Alexander Kilian und Jan Pascal beweisen ihre Liebe zur Heimat mit einer musikalisch-poetischen Reise. „An den langen Winterabenden leben Geschichten, Sagen. Es kommen gute Geister und böse und versammeln sich in der warmen Stube. Winter ist die Zeit der Familie. Da ist Weihnachten, diese unbeschreibliche Freude über die Geburt eines Kindes – ein neues Licht das Wärme und Hoffnung gibt.“ Der Winter ist auch die Zeit der Hausmusik. Bei Café del Mundo treffen Bach auf Santana, José Feliciano auf Ennio Morricone, virtuos gespielt und trotzdem gemütlich wie im Kaminzimmer erklingen ihre Arrangements am Donnerstag, 7. Dezember.

In Zusammenarbeit mit dem Kulturmanagement Nidda präsentiert „Oberhessen kulturell“ am Samstag, 9. Dezember den legendären Jahresrückblick „Nachgetrettert“ im Parksaal. Wo sind eigentlich die letzten Jahre hin gegangen? Als wären sie einfach aus dem Leben geschnitten. Nichts war mehr, wie es war. Ganze sechs Jahre gab es keinen Jahresrückblick von Mathias Tretter. Weil er sich irgendwann gefragt hat: Warum nochmal erinnern an alles, was einen schon beim ersten Hören genervt hat? Reicht doch, dass es einmal passiert ist. Doch mit jedem neuen Live-Ticker steigt die Nachfrage – wo so viel Gegenwart ist, braucht’s auch ein bisschen Vergangenheit. Und Mathias Tretter liefert sie jetzt wieder. „Nachgetrettert!“ ist zurück! In zwei Stunden alles, was man lieber vergessen hätte. Doch so nacherzählt, dass man denkt: „Es war die Zeit unseres Lebens!“

Am seltensten aller Tage wird es wieder überaus hessisch in Schlitz: Die Welthits auf Hessisch kommen am Donnerstag, 29. Februar 2024 in die Landesmusikakademie Hessen und fragen: „Weißte, wie isch mein?“ Wenn Elvis Presley, Roxette oder The Police hessisch gesungen hätten – die Musikgeschichte wäre anders verlaufen. Ob besser oder schlechter… naja, wer weiß das schon so genau? Jedenfalls hätte man sie besser verstanden.  Zum Glück gibt es Tilman Birr und Elis C. Bihn alias „Welthits auf Hessisch“. Sie haben weltbekannte Hits der letzten 130 Jahre originalgetreu übersetzt – aus dem Englischen, Französischen oder Italienischen. Übersetzt ins Hessische, die Sprache der Liebe und der Poesie, und natürlich ins hessische Lebensgefühl. Das können nur diese beiden. „Welthits auf Hessisch“ – der Harry Rowohlt unter den Stimmungsbands. Nun singen sie die berühmten Lieder „Am Lebe bleibe“ (Bee Gees), „Bös“ (Michael Jackson) oder „Kerzsche innem Wind“ (Elton John). Weißte, wie isch mein?

Weiter geht es am Freitag, 26. April in Büdingen. Max Uthoff lädt in die Willi-Zinnkann-Halle – in einem „schamlosen Versuch, neugierig zu machen und den Menschen ihre Barschaft aus der Tasche zu ziehen.“ Vielleicht aber auch nicht. Worum es tatsächlich geht? Vielleicht um den Tod, Kaninchenlöcher und die Frage, wie wir das alles eigentlich aushalten? Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht um die Frage, wer nutzloser für diese Gesellschaft ist, der Rechtsanwalt oder die FDP-Wählerin? Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht wird der Wahnsinn unserer Zeit wieder wie gewohnt hinterhältig, absurd, linksextrem und albern aufgearbeitet. Vielleicht aber auch nicht. „Alles im Wunderland“ lautet der Titel seines neuesten Programms. Eventuell sollte erwähnt werden, dass Max Uthoff ein Teil des Teams von „Die Anstalt“ ist, der Politsatiresendung im ZDF. Vielleicht aber auch nicht.

Mit einem ganz besonderen Rückblick geht die Winter-Spielzeit von „Oberhessen kulturell“ zu Ende. Alfons präsentiert „Le Best of“ am Mittwoch, 15. Mai 2024 im Bürgerhaus Ortenberg – eine Auswahl persönlicher Highlights: das Beste aus seinen langjährigen Studien zum Verhalten der Deutschen in freier Wildbahn. Die besten Texte, die besten Geschichten und natürlich einige seiner berühmt-berüchtigten Reportagen aus diesem Land der Dichter und Klempner, Kleingärtner und Hinterwäldler. Orangefarbene Trainingsjacke? Puschelmikro? Frongsösische Accent? Diese Requisiten machten ihn zum Kultreporter in Diensten des deutschen Fernsehens. Und als solcher seziert er mit messerscharfem Blick die allgemeine Nachrichtenlage, kommentiert die großen Skandale unserer Zeit und widmet sich mit der ihm eigenen journalistischen Akribie den kleinen, aber umso bemerkenswerteren Fundstücken aus dem bundesdeutschen Alltagswahnsinn.

Weitere Informationen gibt es unter oberhessen-kulturell.de <http://oberhessen-kulturell.de/>. Dort können auch Karten erworben werden, ebenso bei allen offiziellen Vorverkaufsstellen.

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